Rico Apitz

7. Aug 2015

Ängste ernst nehmen

Einwohnerversammlung Karlshorst 2015-08-05Am Mittwoch, den 5. August, hat in der Kirche der Paul-Gerhardt Gemeinde in Karlshorst eine Einwohnerversammlung stattgefunden, um über eine geplante Unterkunft für Flüchtlinge zu informieren. Dazu eingeladen haben gemeinsam das Lichtenberger Bezirksamt, eine Willkommensinitiative und das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), das für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig ist. Circa 400 Anwohner sind der Einladung gefolgt. Von mehreren Teilnehmern sind Ängste und fremdenfeindliche Vorurteile artikuliert worden. In den folgenden Tagen ist zwischen Lichtenberger politischen Akteuren auf Facebook ein Streit entbrannt, wie auf die vorgetragenen Ängste reagiert werden sollte. Dirk Gawlitza, ein Vorstandsmitglied der FDP Lichtenberg, wurde sehr scharf für seine Forderung attackiert, dass die Ängste ernst genommen werden müssen. Grüne und sozialdemokratische Politiker waren sich einig, dass man Ängsten und Vorurteilen nicht zuhören und sie auch nicht verstehen müsse. Den entsprechenden Anwohnern wurde unterstellt, dass sie rechte Stimmungsmacher seien. Nur mit den Bürgern, die von vornherein die Flüchtlinge offen empfangen, wolle man einen Dialog zur Flüchtlingsunterkunft führen.

„Nur weil man das Richtige will, folgt daraus nicht zwangsläufig, dass man auch das Richtige tut.“ kommentiert Rico Apitz, der Vorsitzende der FDP Lichtenberg, die Einstellung der Lokalpolitiker von Grünen und SPD.

Das Ziel der Einwohnerversammlung und darauf folgender Aktivitäten kann doch nur lauten, in Karlshorst eine positive Stimmung zu schaffen, in der die Flüchtlinge willkommen aufgenommen werden. Offensichtlich gibt es Karlshorster Einwohner, die nicht von vornherein den Flüchtlingen gegenüber positiv eingestellt sind. Um trotzdem das Ziel zu erreichen, muss es der erste Schritt sein, dass die vorhandenen Ängste ernst genommen werden und zugehört wird. Denn nur wenn man versteht, warum die Menschen Angst haben und welche Vorurteile sie verblenden, dann kann man anschließend zeigen, dass diese Vorurteile unberechtigt sind. Im zweiten Schritt muss man im Dialog Zweifel an den Vorurteilen säen und den Betroffenen die Augen für die Realität öffnen, um die unberechtigten Ängste abzubauen. Wenn diese Bürger nicht von Ängsten getrieben sind, dann werden sie die Flüchtlinge auf der Straße auch nicht beschimpfen. Falls es im dritten Schritt sogar gelingt, Verständnis für die Situation der Flüchtlinge zu wecken, die so verzweifelt sind, dass sie ihre Heimat verlassen haben, dann kann daraus sogar aktive Unterstützung werden.

Das Fazit von Rico Apitz lautet: „Einwohner mit Vorurteilen und Ängsten sollte man nicht diffamieren, ausgrenzen und ignorieren, sondern ihnen zuhören und mit ihnen reden. Das ist der einzig sinnvolle Weg, um den Boden für eine Willkommenskultur für Flüchtlinge zu bereiten.“

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